Priska Hinz, hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, war als Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen Hessen zu Besuch im Kreis Groß Gerau und schaute sich gemeinsam mit mir und Michael Tönsmann, sowohl die Verbraucherzentrale in Rüsselsheim am Main, als auch die Biogasanlage in Groß Gerau an. Es war ein spannender Mittag!
In Rüsselsheim ging es um Verbraucher*innenschutz – gerade der Dieselskandal hat nochmal deutlich gemacht, dass wir einen klaren Verbraucher*innenschutz brauchen. Große Herausforderungen sind auch im digitalen Raum, aktuell machen Fake-Shops Verbraucher*innen beim Online-Einkauf das Leben schwer. Die Verbraucherzentralen leisten zudem viel Bildungsarbeit in Schulen, aufgrund der großen Nachfrage stoßen die Verbraucherzentralen hier an ihre Kapazitätsgrenzen. Grundsätzliche Aufklärung über das wesen von Verträgen und Rechten müssen in der Schule vermittelt werden.
Beim Zweiten Termin haben wir in der Biogasanlage in Büttelborn einen Kreislauf “Vom Biokraftwerk bis zur Algenproduktion” bestaunen können. Die Anlage arbeitet nicht nur wirtschaftlich, sondern auch nachhaltig und umweltschonend. So wird im Kreis Groß Gerau vorgemacht, was flächendeckend Standard werden könnte. In der Biogasanlage wird nachhaltig Energie zu erzeugen und die entstehenden Rückstände werden im Modellversuch soweit aufbereitet, dass Anstelle einer unökologischen und unökonomischen Entsorgung, eine Aufbereitung und Wiederverwendung stattfindet. So wird aus der für die Stromerzeugung nicht mehr verwendbaren, überbleibenden Biomasse eine Torfmasse gewonnen, die sowohl für Kleingärtner*innen, als auch Landwirt*innen einen großen Nutzen hat und das übrige nährstoffhaltige Wasser wird filtriert und in einem Testversuch für den Algenanbau genutzt. Es entsteht ein einzigartiger, regionaler Kreislauf.
Pressemitteilung zum Besuch von Priska
Dieser Wahlkampfstopp der Grünen aus dem Kreis Groß-Gerau beim Biogaskraftwerk der Groß-Gerauer Stadtwerke (GGV) am Freitagnachmittag (12.10.) sorgte bei ihnen für große Zustimmung und Begeisterung: Bei den mehr als zwanzig interessierten Parteimitgliedern, die zusammen mit ihren beiden Direktkandidat*innen für den Landkreis, Nina Eisenhardt und Michael Tönsmann, dabei waren, ebenso wie bei dem prominenten Besuch an diesem Tag, der Grünen-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am 28. Oktober, Hessens Umweltministerin Priska Hinz. Denn das 2008 in Betrieb genommene Biokraftwerk und die dort zurzeit laufenden Modellprojekte unterstrichen für sie einmal mehr die Machbarkeit „Grüner“ politischer Zielsetzungen im Hinblick auf die Energiewende und nachhaltiges Wirtschaften.
„Hier zeigt sich auf vielfältige Weise, wie mit „Grünen“ Ideen schwarze Zahlen geschrieben werden können und wie es möglich ist ökologischen Herausforderungen unternehmerisch gewinnbringend zu begegnen“, fasste Priska Hinz ihre Eindrücke von dem Wahlkampfstopp zusammen. „Was mich besonders beeindruckt hat, ist, dass die Verantwortlichen dort hochmotiviert versuchen, so nachhaltig wie möglich zu wirtschaften – und auch die Restprodukte ihrer Energieerzeugung sinnvoll zu verwerten“, lobte Grünen-Direktkandidatin Nina Eisenhardt die Gastgeber.
In Empfang genommen wurden sie auf dem Gelände des Biogaskraftwerks vor dem Groß-Gerauer Stadtteil Wallerstädten von GGV-Geschäftsführer Paul Weber. Dazu gebeten hatte der Geschäftsführer den Landwirt und Betreiber des Biokraftwerks, Stefan Ruckelshaußen, sowie den Gärtner und Unternehmer Joachim Böttcher. Weber betonte bei der Vorstellung des Biokraftwerks dessen enge Vernetzung mit der örtlichen Landwirtschaft, von wo alles in dem Kraftwerk genutzte biologische Material zur Energieerzeugung stamme – und wohin auch die Verwertung der Gärreste fließt.
Joachim Böttcher indes ist ein gutes Stück entfernt von Wallerstädten, im pfälzischen Hengstbacherhof zu Hause. Dort hat der Gärtner ein jahrhundertelang verborgenes Geheimnis Südamerikas, die Herstellung der Terra Preta do Indio, der fruchtbaren Schwarzen Erde der Amazonas-Indianer, geschäftsfähig gemacht. Seine an die Erzeugungsweise der Indios angelehnten Verfahren kommen beim Herstellen von Bodensubstraten und Düngern ebenso wie die Indios ganz ohne Torf aus, der klimaschädlich aus Mooren abgebaut werden muss.
Mit seinem Unternehmen Palaterra ist Böttcher Partner und Technologielieferant des GGV-Modellprojekts Gärrest zu Humus oder „Gärrest2Humus“ (G2H), das von Bundesumweltministerium gefördert wird. Ziel des Projekts sei, so erklärte er, die im Biokraftwerk in Wallerstädten anfallenden Gärreste in fruchtbaren Humus, Torfersatzsubstrate und reines Wasser umzuwandeln. Damit könnten die Betreiber solcher Biokraftwerke künftig über eine ökologisch und ökonomisch viel vorteilhaftere Alternative als die aufwändige Entsorgung der Gärreste bisher verfügen. Zurzeit gibt es auf dem Kraftwerksgelände allerdings erst eine kleine Anlage dafür. Bis Frühjahr 2020 aber solle laut Weber und Böttcher die geplante Großanlange des Modellprojekts dort ihren Betrieb aufnehmen.
Auch bei dem ebenfalls mit Drittmitteln geförderten Forschungsprojekt VIA Biogas, einem Verfahren zur Kultivierung von Meeresgroßalgen, das Stefan Ruckelshaußen den Grünen vorstellte, werden beim Betrieb des Biokraftwerks entstehende Restprodukte – in dem Fall Kohlendioxid und Gärreste – sowie die dabei entstehende Prozesswärme genutzt. Auch das Ziel dieses Projekts sei, betonte Ruckelshaußen, ein hochwertiges markfähiges und in dem Fall auch noch gut verdauliches Produkt zu erzeugen. In einem ersten Becken werden die Meeresalgen seit wenigen Tagen gezüchtet und von Priska Hinz und Nina Eisenhardt direkt verkostet. Spitzenkandidatin und Direktkandidatin waren sich einig: Der Erfindergeist ist großartig und zur nächsten Algenverkostung kommen sie gerne wieder.