Am 25.11. findet weltweit der Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen (auch internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen) statt. Er basiert auf einer Entscheidung der Vereinten Nationen von 1999, die darauf aufmerksam machte, dass die Menschenrechte von Frauen nach wie vor durch strukturelle Gewalt und frauenfeindliche Traditionen verletzt werden. Häusliche Gewalt ist die am weitesten verbreitete Menschenrechtsverletzung global. Auch in Deutschland wird alle drei Tage eine Frau von einem (Ex-) Partner umgebracht. Diese Frauen sind der erschreckende Gipfel eines Eisberges sexualisierter und häuslicher Gewalt.
2011 wurde zur Bekämpfung von häuslicher und sexualisierter Gewalt an Frauen die völkerrechtliche Istanbul-Konvention geschaffen, die seit 2017 auch in Deutschland gilt. Für ihre Umsetzung ist beispielsweise der flächendeckende Zugang zu Beratungsstellen und Schutzunterkünften für Gewaltbetroffene wichtig. Hessen hat 2022 eine Koordinierungsstelle zur Istanbul-Konvention eingerichtet, um sie gezielt umzusetzen. Die Stelle ergänzt den Bereich Frauenpolitik und dient dazu, die verschiedenen staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen, die frauenpolitisch tätig sind, zu vernetzen und so die zur Umsetzung der Konvention nötigen Mittel besser zu koordinieren. Beratungs- und Unterstützungsstrukturen werden dank der engagierten Arbeit von Frauenrechtler*innen und Feminist*innen immer besser zugänglich.
Mein Besuch bei Frauen helfen Frauen e.V. in Groß-Gerau dieses Jahr hat mir verdeutlicht, dass wir bei der Unterstützung gewaltbetroffener Frauen in Frauenhäusern oder mit übergriffigen Partnern insbesondere auf Infrastruktur vor Ort schauen müssen. Wenn eine Frau einen geeigneten Frauenhausplatz erhalten hat und aus der Gewaltsituation raus ist, liegt der Fokus darauf, dass sie wieder auf eigenen Beinen steht. Das scheitert häufig daran, dass es keinen Wohnraum oder keine Kitaplätze gibt: im Kreis Groß-Gerau, aber auch anderswo. Auch deshalb machen wir Grüne uns für mehr sozialverträglichen Wohnraum und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen in Kitas stark, die die Attraktivität dieses Berufes wieder erhöhen sollen.
Im Abbau und der Bekämpfung häuslicher und sexualisierter Gewalt ist es zentral, Täter in den Blick zu nehmen. Noch immer ist frauenfeindliche Gewalt ein sehr männliches Problem. Entsprechend bedarf es nicht nur des Ausbaus von Schutz- und Beratungsstrukturen für Betroffene, sondern auch der verstärkten Arbeit mit Tätern, mit gewalttätigen Männern. Denn Prävention kann verhindern, dass es Opfer gibt. Im Kreis Groß-Gerau finden sich drei verschiedene Beratungsangebote für Männer, die übergriffig geworden sind oder fürchten, es zu werden. Politisch ist es wichtig Strukturen für Täterarbeit und Anti-Gewalt-Trainings niedrigschwellig und kostenfrei verfügbar zu machen.
Unterstützung in Groß-Gerau
Frauen helfen Frauen e.V.
Telefon 0 61 52 / 80 000
Gernsheimer Straße 56a
64521 Groß-Gerau
Darmstädter Str. 101
65428 Rüsselsheim
Queerformat (für LGBTIQ*)
Lahnstraße 30
Sprechzeiten
Mo., Di., Mi., Do. 9.00 – 16.00 Uhr
Fr. 9.00 – 13.00 Uhr
65428 Rüsselsheim am Main
Notruf bei sexualisierter Gewalt, auch wenn Männer und Jungen sie erfahren
Tel.: 06151/45511
Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigungen
Frauenklinik August-Bebel-Straße 59 65428 Rüsselsheim am Main; Frauenklinik Darmstadt und diverse Anlaufstellen in Frankfurt am Main, Unimedizin Mainz.
Unterstützung in Hessen
Übersicht Frauennotrufe Hessen
Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“
116 111 (montags bis samstags von 14:00 bis 20:00 Uhr)
Childhood House / Kinderschutzambulanz am Uniklinikum Frankfurt am Main
069 6301-5976
kinderschutzambulanz@ukffm.de
gewaltfreileben – Beratungsstelle für Frauen*, Trans* und queere Menschen
(auch bei Gewalt in intimpartnerschaftlichen Beziehungen)
Kasseler Straße 1A, 5. Stock links
60486 Frankfurt am Main
Tel.: 069/43005233
Anlaufstellen für Täter und Menschen, die fürchten, Täter zu werden
Danziger Straße 6C – 64521 Groß-Gerau (kostenlose Beratung!)
Tel.: 06152/17268 10
Beratung bei Gewalt in Partnerschaft und Familie
In Landgraf-Georg-Straße 120, 64287 Darmstadt
Tel.: 06151 42942021
Therapie bei Pädophilie und Gewaltphantasien
Initiative Kein Täter werden (in Gießen)
Hier gibt es Hilfe für Menschen die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen.
Hinweis für Multiplikator*innen
2024 findet eine Fortbildung für Menschen, die mit Betroffenen sexualisierter Gewalt nach Übergriffen Kontakt haben (Sozialarbeiter*innen, Ärzt*innen, Polizist*innen) zur Nothilfe nach einem Übergriff statt.