Letzte Woche durfte ich mir als Abgeordnete ein Naturschutzprojekt in Südhessen anschauen, bei dem eine existierende Landschaft, die durch militärische Nutzung brachlag, wieder zu neuem Leben erweckt wurde. Diese Aufwertung dient dem Ausgleich einer Baumaßnahme, die (auch) in meinem Wahlkreis in Planung ist, der Bahn-Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim.
Weil die neue Bahnstrecke in die Natur in Hessen eingreift, muss es Ausgleichsflächen geben, die der Natur etwas zurückgeben. Ein so großes Infrastrukturprojekt muss, das ist gesetzlich vorgegeben, von Ausgleichsmaßnahmen begleitet werden. Dabei arbeitet die DB Netz AG mit dem zentralen Immobilienunternehmen des Bundes zusammen, der Bundesimmobilienagentur (BImA). Während die BImA die Flächen zur Verfügung stellt, wertet der Bundesforst, also diejenigen, die für die Gestaltung und Pflege von solchen Bundesflächen zuständig sind, die Flächen auf. Die Bahn kommt für die Kosten auf.
Was bezwecken diese Flächen und warum gibt es sie?
Ausgleichsflächen dienen der Kompensation um den dauerhaften Erhalt der Natur und Landschaft in Deutschland sicherzustellen. Praktisch heißt das, dass nicht ohne Rücksicht auf die Natur gebaut werden soll, sondern dort wo durch ein Bauprojekt ein Eingriff in die Natur stattfindet, die Bauenden durch die Aufwertung von Natur Ausgleich schaffen müssen. So ein Eingriff ist nicht durch jeden Umbau gegeben: es muss immerhin die Möglichkeit bestehen, dass es zu einer erheblichen negativen Veränderung der Natur und Landschaft kommt. Dann regeln verschiedene Gesetze wie beispielsweise das Baugesetzbuch und das Bundesnaturschutzgesetz wie genau dieser Eingriff kompensiert werden kann.
Das darf nach gesetzlicher Regelung auch an anderer Stelle als der des sogenannten Eingriffs passieren. In der Regel beschließt die betroffene Gemeinde ein Ausgleichskonzept, bei dem die Folgen der Baumaßnahme und das Naturschutzinteresse der Allgemeinheit miteinander abgewogen werden. Dabei können sie sogar vor den Baumaßnahmen Flächen dem Ausgleich zuordnen und damit auf einem sogenannten Öko-Konto positive Maßnahmen sammeln, die dann später folgenden Baumaßnahmen (Eingriffen) zugeordnet werden können.
Im Rahmen so einer Ausgleichsmaßnahme hat die DB jedenfalls diese Flächen, die ehemals von der Wehrmacht und amerikanischen Truppen genutzt wurden, beräumt und wiederbelebt. Dort gibt es nun ein Freigehege auf dem Przewalski-Pferde und Wisente herumtollen, einen Erlebnispfad für Besucher*innen jeden Alters und drei Bunker mit künstlerischer Gestaltung. Über die 260 Hektar große Fläche, die etwa 40 Fußballfeldern entspricht, können die zwei Herden sich jetzt so richtig ausleben. Von einer Aussichtsplattform kann man sie mit Glück dabei beobachten. So oder so locken der Erlebnispfad und der Wald zum Besuch.
Das Ganze ist Teil des Projekts DB Klimawald, mit dem die DB fünf waldökologische Maßnahmen dieser Art in Hessen umsetzt. Mithilfe einiger Partner setzt sich die DB dabei für den Natur- und Artenschutz ein und hat dafür das Label „Hervorragendes Beispiel“ der aktuellen internationalen UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen vom Bundesumweltministerium und Bundesamt für Naturschutz erhalten. Die Waldprojekte zielen auf widerstandsfähige Wälder, vielfältige Ökosysteme und eine dadurch verbesserte Klimabilanz und sind damit ein gutes Beispiel für gut gemachte Ausgleichsflächen.
Hier findet ihr mehr Infos zum Erlebnispfad und die Öffnungszeiten.