Exzellenzinitiative – gut für die Forschung?

Bund und Länder haben die drei Programmlinien der neuen Exzellenzinitiative beschlossen. Doch leider bringt diese keine „Exzellenz“ für die deutsche Hochschullandschaft, sondern fördert lediglich ein Zwei-Klassen-System zwischen den Universitäten.

Bis zum Herbst 2017 können deutsche Universitäten sich für die drei Programmlinien Exzellenzstrategie, Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und Förderinitiative „Innovative Hochschule“ bewerben. Mit 2,7 Mrd. Euro ist die Exzellenzinitiative zum einen mit lächerlich wenig Geld ausgestattet. Forschung ist zwar teuer, sie lohnt sich jedoch langfristig, da sie Innovation und Fortschritt bringt und zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und Zukunftsfragen beiträgt. Gleichzeitig wird außerdem die so bitter nötige Grundfinanzierung runtergefahren.

Wer ein Hochtechnologieland sein will, Wissenschaftsstandort und Wirtschaftsmotor, wer eine Generation an hochspezialisierten Expert*innen ausbilden will und gleichzeitig den Klimawandel stoppen, Armut und Hunger in der Welt bekämpfen und Konflikte friedlich beilegen möchte, der braucht mehr wie nur wenige Spitzenuniversitäten. Im Sport hat man das bereits begriffen: Wer Spitzensport will, muss auch den Breitensport fördern. Gleiches gilt auch für die deutsche Hochschullandschaft. Der Wettbewerb unter den Universitäten schadet der Lehre, er bindet Kapazitäten in der Forschung durch eine Antragsbürokratie und er vergeudet das Potenzial der vielfältigen Universitätslandschaft. Auch ohne Exzellenzinitiative gab es in der Vergangenheit international sichtbare Spitzenforschung. Hier hat die Exzellenzinitiative keine Unterschiede gemacht. Wird sie aber in Zukunft, da der Abstand zwischen der „Spitze“ und den restlichen Universitäten durch den Abbau der Grundfinanzierung größer wird. Das bedeutet, dass dann nicht wie bisher jede Universität international sichtbar sein kann.

Die Finanzierung auf Zeit schafft zudem Unsicherheit in den Universitäten und prekäre, befristete Arbeitsverhältnisse, die die Arbeit der Forschenden stark einschränkt. Die erste Exzellenzinitiative 2005 hat bereits gezeigt, dass sich die Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse durch die Programme erhöht hat. Durch die zeitliche Begrenzung von Mitteln wird auch Forschung unnötig eingeschränkt.

Das Programm „Innovative Hochschule“ fördert den Wissenstransfer – das bedeutet zum Beispiel die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. An sich keine schlechte Idee, allerdings ist die Anwendungsforschung und der Wissenstransfer nicht der Bereich, der an den Universitäten unterfinanziert ist. Auch hier wird Geld drauf geschüttet, wo bereits welches vorhanden ist. Mit fatalen Folgen. Wer die Grundlagenforschung nicht ausreichend fördert und ihr finanzielle Freiräume gibt, zu scheitern und sich auszuprobieren, der verhindert Innovation und Erfindergeist.

Wir brauchen mehr Geld für Forschung. Und wir brauchen ein besseres und gerechteres Instrument dieses Geld zu verteilen.